4.3 Direkte Kontrollmaßnahmen

Physikalische und mechanische Methoden zur Krankheitsbekämpfung


Als physikalische Methode wird im Obstbau der Stamm-/Weißanstrich gegen Frostrisse eingesetzt, um Eintrittspforten für Krankheiten vorzubeugen.

Als mechanische Methoden stehen grundsätzlich Desinfektion, Schnitt, Laubentfernung und Schutzsysteme zur Verfügung. Voraussetzung ist, dass das Pflanzgut frei von Krankheiten ist und die Arbeitsgeräte zum Veredeln, Beschneiden oder Pflanzen desinfiziert und sauber sind.

Eine Desinfektion kann die weitere Ausbreitung der Infektion im Boden sowie in Saatgut und Pflanzen verhindern oder minimieren. Saatgut kann mit einer Heißwasserbehandlung desinfiziert werden. Im Garten- und Ackerbau ist das Risiko durch bodenbürtige Pilze (z. B. Verticillium sp.) besonders hoch. Neben einer langen Fruchtfolge werden auch Dämpfen und Abflämmen eingesetzt. Darüber hinaus wird z. B. bei Zwiebeln zur Bekämpfung des Falschen Mehltaus das Abflammgerät höher eingestellt, um die Pilzsporen durch Hitzeentwicklung direkt auf der Pflanze zu verbrennen.

Zusätzlich zur Ertragssteigerung werden durch gezielten Rückschnitt Pilzkrankheiten und Laubpflege minimiert. Der Schnitt wird nur bei trockenem Wetter durchgeführt. Schnittmaßnahmen bei regnerischem Wetter sollten vermieden werden, da dann optimale Bedingungen für das Eindringen von Krankheitserregern in die frischen Wunden bestehen!

Im Weinbau wird beim Laubwandmanagement die Traubenzone bereits während der Blüte entblättert. Die Laubentfernung erfolgt mittels Blattsaugern und/oder Laubschießern, die die Blätter aus der Traubenzone heraussaugen oder schießen (dadurch besteht keine Gefahr für Blüten oder junge Trauben!). Achten Sie auf die Witterung! Niedrige Luftfeuchtigkeit!). Dadurch wird, neben einer Gewöhnung der Gescheine an die UV-Strahlung, ein schnelleres Abtrocknen der verbliebenen Blätter durch gute Durchlüftung ermöglicht. Eine Infektion mit Pilzkrankheiten wie Peronospora und Oidium wird somit minimiert (Peronospora braucht einen Wasserfilm zur Infektion; Oidium benötigt feucht-warme Bedingungen zur Infektion). „Gipfeln“ sollte so spät wie möglich erfolgen, da sich sonst mehr Geiztriebe bilden und die Gefahr des Zuwachsens der Traubenzone erhöht wird. Frühes Gipfeln setzt zudem einen zu frühen Impuls für die Fruchtbildung. Die Folge ist ein dichtbeeriges Wachstum (erwünscht: Lockerbeerigkeit) und das Aufplatzen der Früchte. Sobald Beeren aneinander kleben und besonders wenn es kurz vor der Ernte regnet, besteht die Gefahr von Botrytis. Im Obstbau reduziert ein gezielter Sommerschnitt die Laubmasse und fördert die Durchlüftung. Im Ackerbau kommen Abschlagen und Striegeln zum Einsatz, um kranke Pflanzenteile zu entfernen oder die Widerstandskraft bestimmter Pflanzenteile zu stärken. So wird beispielsweise das Laub von Kartoffeln etwa drei Wochen vor der Ernte durch Abschlegeln abgetötet, um zu verhindern, dass sich der Erreger der Kraut- und Knollenfäule (Phytophthora infestans) vom befallenen Kartoffellaub auf die Knollen überträgt. Außerdem verdickt das Striegeln bei Kartoffeln die Schale der Knollen, wodurch sie widerstandsfähiger gegen Pathogene werden. Bei Getreide werden durch das Striegeln kranke, alte Blätter entfernt.

Schutzsysteme

Schutznetze bewahren Wein- und Obstanlagen nicht nur vor Tierfraß, sondern auch vor Wetterereignissen wie Hagel und Starkregen. Verletzungen durch Hagel würden Pathogenen (z. B. Botrytis, Pseudomonas) optimale Infektionsstellen bieten. Abgeschwächte Regenfälle verringern das Splashing-Risiko (z. B. Botrytis).

Im Gartenbau gleicht die Schattierung Temperaturschwankungen aus und unterdrückt so Echten Mehltau. Eine Bodenabdeckung in Form von Folie oder Stroh verhindert die Übertragung von Pathogenen vom Boden auf die Kulturpflanze. Im Erdbeeranbau verhindert die klassische Strohabdeckung zu Beginn der Blüte die Verschmutzung der Früchte und beugt dem Pilzbefall durch die Graufäule Botrytis cinerea vor.