4.3 Direkte Kontrollmaßnahmen

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Kurs: Schulungshandbuch für Pflanzenschutz im ökologischen Landbau
Buch: 4.3 Direkte Kontrollmaßnahmen
Gedruckt von: Guest user
Datum: Montag, 23. Dezember 2024, 09:19

Beschreibung


Erasmus+ ipcenter.at Biohelp University of Zagreb Mate BC-Naklo


Direkte Kontrollmaßnahmen


Lernziele:


  • Darstellen der Vor- und Nachteile verschiedener Methoden und Produkte zur Krankheitsbekämpfung
  • Auswählen geeigneter Methoden und Produkte zur Krankheitsbekämpfung unter spezifischen Bedingungen der landwirtschaftlichen Produktion
  • Auswählen und empfehlen geeigneter Methoden und Produkte, um die Ausbreitung der Krankheit unter der wirtschaftlichen Schwelle zu halten

Pflanzenschutzmittel einschließlich Mikroorganismen


Grundsätzlich werden alle Fungizide, Bakterizide und Virizide im ökologischen Landbau präventiv eingesetzt und sind Kontaktmittel. Die einzige Ausnahme sind Applikationen in Form von kurativen Stoppspritzungen auf keimende Pilzsporen. Besonders wichtig sind der richtige Spritzzeitpunkt sowie die Formulierung der Wirkstoffe, eine gute Verteilung der Spritzbrühe und ein gutes Haftvermögen mit guter Regenfestigkeit.

Der optimale Spritzzeitpunkt wird mithilfe von Monitoring- und Warndienstmeldungen ermittelt. Gespritzt wird in den vorgeschriebenen Mindestabständen. Bei starkem Neuaufwuchs oder nach Abschwemmung durch Regenfälle muss der Spritzbelag erneuert werden.

Die Formulierung des Wirkstoffs spielt eine wesentliche Rolle für die Wirksamkeit des Pflanzenschutzmittels. So weist z. B. Kupfer wird in Form von Kupferhydroxid die schnellste Wirkung bei guter Dauerwirkung und Pflanzenverträglichkeit auf. Andere Kupfer-Formulierungen wirken langsamer bei sehr guter Dauerwirkung oder Pflanzenverträglichkeit. Hier muss nach Bedarf und Kultur individuell entschieden werden.

Um eine gute Verteilung zu erreichen, ist es wichtig, die richtige Düseneinstellung zu wählen. So muss beispielsweise im Wein- und Obstbau die unterste Düse nach oben gerichtet werden, um die vollständige Benetzung der Blattunterseite sicherzustellen. So schützt eine Kupferanwendung gegen Peronospora (Plasmopara viticola) im Weinbau auch gegen Sporenübertragung durch Splashing (Sporen werden bei Regen vom Boden auf die unterste Laubschicht katapultiert).

Zusatzstoffe (Additive) wie Benetzungsmittel (wetting agent) und Haftmittel (Sticker) sichern eine gute Verteilung und Haftung (z. B.: Alkoholethoxylat/Wetcit®). Zusätzlich vergrößern sich durch diese Zusätze die Sprühtropfen enorm. Dank des optimierten Spritzbelages können die Spritzabstände erweitert und dadurch Pflanzenschutzmittel eingespart werden. Durch den optimierten Spritzbelag können die Spritzintervalle verlängert und somit Pflanzenschutzmittel reduziert werden.

Um die Kulturverträglichkeit von aggressiven Pflanzenschutzmitteln, wie Kupferprodukten, zu verbessern, stehen z. B. Pflanzenstärkungsmittel im Form von Algenextrakten (Ascophyllum nodosum; AlgoVital Plus) zur Verfügung. Sie vermindern die Gefahr von Verbrennungen und Berostungen.

Zum Schutz des Saatgutes wird die Saatgutbeize gegen Auflaufkrankheiten angewandt. Sie kann trocken, nass, oder in Form einer Suspension angewendet werden.

Zur Erhaltung der Laubgesundheit in Dauerkulturen sind Spritzungen auch nach der Ernte sinnvoll: z. B. 1 bis 3 Behandlungen mit Kupfer und Schwefel bei frühen Sorten im Obstbau.


Nach Wirkstoffgruppen lassen sich Fungizide, Bakterizide und Virizide in die folgenden Gruppen einteilen:

  1. organische/ biologische Produkte
  2. lebende Mikroorganismenstämme von Pilzen, Bakterien und Viren
  3. Bestandteile toter Mikroorganismen: Hefepilze
  4. Anorganische Produkte: Kupfer, Schwefel, Schwefelkalk, Kaliumhydrogenkarbonat

Organische/biologische Fungizide, Bakterizide und Virizide

Lebende Mikroorganismen können in Form von Pflanzenschutzmitteln den Pathogenbefall vorbeugen. Sowohl Pilze, als auch Bakterien und Viren fallen unter diese Kategorie.

Lebende Mikroorganismen als Pflanzenschutzmittel können entweder direkt abtötend, antagonistisch oder resistenzbildend wirken oder ihre sekundären Stoffwechselprodukte haben antibiotische Eigenschaften.

Lebende Pilze als Pflanzenschutzmittel

Der hyerparasitäre Pilz Ampelomyces quisqualis (AQ 10® WG) beispielsweise schützt Erdbeer-, Kürbis- und Nachtschattengewächse vor Echtem Mehltau. Der ebenfalls hyperparasitäre Pilz Coniothyrium minitans (Contans WG) wird in Acker- und Gemüsekulturen gegen die Stängelfäule (Sclerotinia sclerotiorum, Sclerotinia sp.). eingesetzt. Der antagonistische Pilz Gliocladium catenulatum (Prestop®) ist ein Produkt für den geschützten Gemüseanbau, das einen begrenzten Schutz gegen bodenbürtige Krankheitserreger wie Fusarium, Pythium bietet Rhizoctonia. Im Obstbau wird der hefeartige PilzAureobasidium pullulans (Blossom Protect™, Botector®) eingesetzt. Er besiedelt die Narbe und die Nektarien der Blüte und schützt so vor Feuerbrandinfektionen. Im Obst-, Wein- und Gemüseanbau wird A. pullulans auch gegen Graufäule (Botrytis) und Lagerfäule (Monilia, Botrytis) eingesetzt. Der Pilz Trichoderma atroviride (Vintec®) wirkt als Antagonist bei der Wundbehandlung im Weinbau, um das Eindringen von ESCA-Erregern zu verhindern. Trichoderma asperellum bietet einen bedingten Schutz gegen Sclerotinia und Fusarium in Ackerkulturen.

Lebende Bakterien als Pflanzenschutzmittel

Das Bakterium Pseudomonas chlororaphisIm Falle von Kupfer kommen - im Gegensatz zu den früher gebräuchlichen Verbindungen (Sulfate, Oxychloride) - die modernen Kupferformulierungen (Hydroxide: Cuprozin® progress, Funguran® progress) mit deutlich geringeren Reinkupfermengen bei besserer Wirksamkeit aus. Kupferprodukte haben ein sehr breites Wirkungsspektrum als Fungizid und Bakterizid (z. B.: Weinbau: Peronospora, Obstbau: Monilia, Gartenbau: Phytophthora, Ackerbau: Falscher Mehltau, Cercospora-Blattfleckenkrankheit). Nur gegen Mehltaupilze sind sie unwirksam. Die Anwendung erfolgt immer präventiv und ausschließlich auf trockenem Laub. Die vollständige Benetzung der zu schützenden Pflanzenteile (Blattober- und -unterseite) ist Voraussetzung für eine gute Wirksamkeit des reinen Kontaktfungizids. (Cedomon, Cerall) ist gegen Getreidekrankheiten (Tiiletia, Fusarium, Septoria) verfügbar. Ein weiterer Vertreter der Gattung Pseudomonas (Proradix®) reduziert den Befall von Rhizoctonia solani in Kartoffeln. Das Bakterium Bacillus amyloliquefaciens (Serenade® ASO) reduziert Pilz- und Bakterienkrankheiten in Obst, Gemüse und Ackerkulturen (Pilze: Botrytis, Alternaria, Sclerotinia, Monilia, Echter Mehltau; bodenbürtige Pilze: Phytophthora, Rhizoctonia, Bakterien: Feuerbrand, Pseudomonas, Xanthomonas, Clavibacter).

Lebende Viren als Pflanzenschutzmittel

Gegen Viruserkrankungen besteht die Möglichkeit einer Impfstrategie zur Befallsminderung mit einer schwachen Virusvariante, um vor der Kulturgefährdenden, stärkeren Form zu schützen. Diese Methode steht z. B. für den Pepinomosaikvirus im Gartenbau zu Verfügung (V10, PMV®-01).

Bestandteile toter Mikroorganismen

Als Bestandteile toter Mikroorganismen besteht der Wirkstoff Cerevisan (Romeo®) aus Zellwänden des Hefepilzes Saccharomyces cerevisiae. Diese setzen sich aus Fetten, Eiweißen und Mehrfachzuckern zusammen und zeigen bedingte Wirksamkeit gegenüber Pilzkrankheiten (Echter- und Falscher Mehltau, Grauschimmel) in Gemüsekulturen und Erdbeeren.

Anorganische Fungizide, Bakterizide und Virizide

Innerhalb der Kategorie der anorganischen Pflanzenschutzmittel gehören die Kupfer- und Schwefelprodukte zu den ältesten Fungiziden.

Im Falle von Kupfer kommen - im Gegensatz zu den früher gebräuchlichen Verbindungen (Sulfate, Oxychloride) - die modernen Kupferformulierungen (Hydroxide: Cuprozin® progress, Funguran® progress) mit deutlich geringeren Reinkupfermengen bei besserer Wirksamkeit aus. Kupferprodukte haben ein sehr breites Wirkungsspektrum als Fungizid und Bakterizid (z. B.: Weinbau: Peronospora, Obstbau: Monilia, Gartenbau: Phytophthora, Ackerbau: Falscher Mehltau, Cercospora-Blattfleckenkrankheit). Nur gegen Mehltaupilze sind sie unwirksam. Die Anwendung erfolgt immer präventiv und ausschließlich auf trockenem Laub. Die vollständige Benetzung der zu schützenden Pflanzenteile (Blattober- und -unterseite) ist Voraussetzung für eine gute Wirksamkeit des reinen Kontaktfungizids.

Schwefel (Netzschwefel Stullen, Kumulus®, Thiovit Jet®) besitzt eine gute Wirkung gegen Mehltaupilze sowie eine Nebenwirkung auf viele Pilzkrankheiten (Schorf, Schrotschuss, etc.), aber keine Wirkung gegen Monilia. Netzschwefel wirkt als Kontaktfungizid und über die Dampfphase durch Freisetzung von Schwefeldioxid. Die beste Wirkung wird bei Temperaturen zwischen 15 und 28 °C erzielt. Unter 12°C ist Netzschwefel unwirksam, über 28°C besteht die Gefahr von Sonnenbrand oder Blattverbrennungen. Die Dosis muss daher an die Witterung angepasst werden. Netzschwefel kann auf trockenes und nasses Laub gespritzt werden, je nach Mischungspartner. Bei der Anwendung auf trockenem Laub wird ein Netzmittelzusatz empfohlen (Helioterpen® Film bei Anwendung auf trockenem Laub, Cocana ® bei nassem Laub). Im Weinbau wird es für Austriebspritzungen bei Oidium verwendet.

Schwefelkalk (Curatio®) ist ein sehr breit wirksames und leistungsstarkes Breitbandfungizid und – Bakterizid. Nach der Applikation wird Schwefelwasserstoff frei, was einerseits für die gute Wirksamkeit, andererseits für den strengen Geruch (faule Eier) für einige Stunden nach der Applikation verantwortlich ist. Die mit Abstand beste Wirkung wird durch Applikation in die laufende Infektion auf nasses Laub (unmittelbar nach Regen, auf die keimenden Pilzsporen) erreicht (= Stoppspritzung). Vorbeugende Spritzungen auf trockenes Laub sind zwar möglich, aber deutlich schlechter wirksam, da sich der Schwefelwasserstoff bis zur Infektion verflüchtigt hat. Die vorbeugende Belagswirkung ist vergleichbar mit der von einfachem Netzschwefel. Vorteilhaft ist, dass es mit Schwefelkalk eine Möglichkeit gibt, auf unvorhergesehene Infektionsereignisse rückwirkend (für begrenzte Zeit! Je nach Temperatur und Krankheit 12 bis 36 h) zu reagieren. Auch nach sehr langen oder starken Niederschlägen, welche einen vorhandenen Fungizidbelag abgewaschen haben, kann eine Infektion mit Schwefelkalk verhindert werden.

Mithilfe von Bicarbonat (=Kaliumhydrogencarbonat) wird der ph-Wert an der Pflanzenoberfläche angehoben. Pilze brauchen es leicht sauer und fühlen sich daher weniger wohl. Bicarbonat hat eine dehydrierende Wirkung und Ionenwirkung auf die Zellwände der Pilzhyphen (Myzel). Die Zellwände der keimenden Sporen platzen auf und trocknen aus. Dieser rein physikalisch-chemische Wirkmechanismus kann nicht zu Resistenzen führen und die Dosierung kann bei Bedarf gefahrlos auf einen Nützlingsschonenden Einsatz angepasst werden. Als Produkte stehen Vitisan (Weinbau: hochwirksam gegen Oidium) und Kumar® (incl. Formulierungshilfsstoffe, gute Regenfestigkeit, schlechter Pflanzenverträglich) zur Verfügung. VitiSan® hat zusätzlich den Vorteil der freien Wahl der Formulierungshilfsstoffe. Es kann abstoppend auf nasses Laub ausgebracht werden. Prinzipiell gilt für alle Obstkulturen, dass Kupfer und Schwefel im Vorblütenbereich bis „rote Knospen“ angewandt wird und ab der Blüte Bicarbonat.

Obstbau: Monilia in Steinobst, Botrytis in Beerenobst (Kumar®), Regenflecken und and Gloeodes pomigena and Chizothyrium pomi Gartenbau: Echter Mehltau, Samtflecken Kupfer, Schwefel und Bikarbonate sind mit den meisten Blattdüngern mischbar.

Tablle 4.6 Mischungen und Anwendungsalternativen
Kultur und Krankheit Kupfer Netzschwefel Schwefelkalk Bicarbonat Organische PSM
Weinbau
Oidium (Erysiphe necator) X X
Obstbau
Schorf (Apfel) X X X X
Mehltau (Apfel) X X X
Marssonia (Apfel) X X
Regenflecken (Apfel) X X X
Feuerbrand (Apfel, Birne) X X(nur Ätzwirkung) Blossom protect™
Monilia (Monilinia spp.) X X X X Prestop®, Serenade® ASO
Sprühflecken (Kirsche) X X X X
Kräuselkrankheit (Pfirsich, Nektarine) X X
Narrentaschenkrankheit (Zwetschke) X X X
Schrottschuss X X X
Ackerbau
Echter Mehltau (Zuckerrübe, Zwiebel) X X
Gartenbau
Botrytis X Prestop®
Pythium X Prestop®


Physikalische und mechanische Methoden zur Krankheitsbekämpfung


Als physikalische Methode wird im Obstbau der Stamm-/Weißanstrich gegen Frostrisse eingesetzt, um Eintrittspforten für Krankheiten vorzubeugen.

Als mechanische Methoden stehen grundsätzlich Desinfektion, Schnitt, Laubentfernung und Schutzsysteme zur Verfügung. Voraussetzung ist, dass das Pflanzgut frei von Krankheiten ist und die Arbeitsgeräte zum Veredeln, Beschneiden oder Pflanzen desinfiziert und sauber sind.

Eine Desinfektion kann die weitere Ausbreitung der Infektion im Boden sowie in Saatgut und Pflanzen verhindern oder minimieren. Saatgut kann mit einer Heißwasserbehandlung desinfiziert werden. Im Garten- und Ackerbau ist das Risiko durch bodenbürtige Pilze (z. B. Verticillium sp.) besonders hoch. Neben einer langen Fruchtfolge werden auch Dämpfen und Abflämmen eingesetzt. Darüber hinaus wird z. B. bei Zwiebeln zur Bekämpfung des Falschen Mehltaus das Abflammgerät höher eingestellt, um die Pilzsporen durch Hitzeentwicklung direkt auf der Pflanze zu verbrennen.

Zusätzlich zur Ertragssteigerung werden durch gezielten Rückschnitt Pilzkrankheiten und Laubpflege minimiert. Der Schnitt wird nur bei trockenem Wetter durchgeführt. Schnittmaßnahmen bei regnerischem Wetter sollten vermieden werden, da dann optimale Bedingungen für das Eindringen von Krankheitserregern in die frischen Wunden bestehen!

Im Weinbau wird beim Laubwandmanagement die Traubenzone bereits während der Blüte entblättert. Die Laubentfernung erfolgt mittels Blattsaugern und/oder Laubschießern, die die Blätter aus der Traubenzone heraussaugen oder schießen (dadurch besteht keine Gefahr für Blüten oder junge Trauben!). Achten Sie auf die Witterung! Niedrige Luftfeuchtigkeit!). Dadurch wird, neben einer Gewöhnung der Gescheine an die UV-Strahlung, ein schnelleres Abtrocknen der verbliebenen Blätter durch gute Durchlüftung ermöglicht. Eine Infektion mit Pilzkrankheiten wie Peronospora und Oidium wird somit minimiert (Peronospora braucht einen Wasserfilm zur Infektion; Oidium benötigt feucht-warme Bedingungen zur Infektion). „Gipfeln“ sollte so spät wie möglich erfolgen, da sich sonst mehr Geiztriebe bilden und die Gefahr des Zuwachsens der Traubenzone erhöht wird. Frühes Gipfeln setzt zudem einen zu frühen Impuls für die Fruchtbildung. Die Folge ist ein dichtbeeriges Wachstum (erwünscht: Lockerbeerigkeit) und das Aufplatzen der Früchte. Sobald Beeren aneinander kleben und besonders wenn es kurz vor der Ernte regnet, besteht die Gefahr von Botrytis. Im Obstbau reduziert ein gezielter Sommerschnitt die Laubmasse und fördert die Durchlüftung. Im Ackerbau kommen Abschlagen und Striegeln zum Einsatz, um kranke Pflanzenteile zu entfernen oder die Widerstandskraft bestimmter Pflanzenteile zu stärken. So wird beispielsweise das Laub von Kartoffeln etwa drei Wochen vor der Ernte durch Abschlegeln abgetötet, um zu verhindern, dass sich der Erreger der Kraut- und Knollenfäule (Phytophthora infestans) vom befallenen Kartoffellaub auf die Knollen überträgt. Außerdem verdickt das Striegeln bei Kartoffeln die Schale der Knollen, wodurch sie widerstandsfähiger gegen Pathogene werden. Bei Getreide werden durch das Striegeln kranke, alte Blätter entfernt.

Schutzsysteme

Schutznetze bewahren Wein- und Obstanlagen nicht nur vor Tierfraß, sondern auch vor Wetterereignissen wie Hagel und Starkregen. Verletzungen durch Hagel würden Pathogenen (z. B. Botrytis, Pseudomonas) optimale Infektionsstellen bieten. Abgeschwächte Regenfälle verringern das Splashing-Risiko (z. B. Botrytis).

Im Gartenbau gleicht die Schattierung Temperaturschwankungen aus und unterdrückt so Echten Mehltau. Eine Bodenabdeckung in Form von Folie oder Stroh verhindert die Übertragung von Pathogenen vom Boden auf die Kulturpflanze. Im Erdbeeranbau verhindert die klassische Strohabdeckung zu Beginn der Blüte die Verschmutzung der Früchte und beugt dem Pilzbefall durch die Graufäule Botrytis cinerea vor.

Hygienemaßnahmen


Hygienemaßnahmen zielen darauf ab, die Einschleppung einer Krankheit in die Kultur zu verhindern oder sie zu minimieren und - im besten Fall - auszurotten. Dies kann durch gezielten Rückschnitt, bei dem alte und kranke Pflanzenteile entfernt werden, sowie durch Ernterückstandshygiene oder durch die Verhinderung der Ausbreitung von Krankheiten und Vektoren erreicht werden.

Um die Einschleppung einer Krankheit zu verhindern, ist gesundes und zertifiziertes Pflanz- und Saatgut von größter Bedeutung. Insbesondere bei Erdbeeren ist die Qualität der Jungpflanzen äußerst wichtig. Die Einschleppung von Krankheiten wie Phytophthora cactori sollte unbedingt vermieden werden. Es ist aber auch wichtig, krankheitsübertragende Vektoren, wie z. B. Insekten, von den Kulturen fernzuhalten. Im Weinbau muss die Verbreitung der Rebzikade und der Reblaus durch den Menschen von Weinberg zu Weinberg (infektiös ab L5) vermieden werden, um Sekundärinfektionen durch Bakterien, Pilze und Viren zu verhindern.

Sind Teile eines Bestandes oder der gesamte Bestand von einer Krankheit befallen, helfen das Zurückschneiden erkrankter Pflanzenteile, die Rodung und Beseitigung oder Verbrennung einzelner Pflanzen oder des gesamten Bestandes und/oder eine angemessene Behandlung von Ernterückständen und Falllaub. Besonderes Augenmerk sollte auf anzeigepflichtige Quarantänekrankheiten gelegt werden.

Im Weinbau müssen beispielsweise Pflanzen, die von der Goldgelben Vergilbung (Flavescence doree) befallen sind, gerodet werden, um eine Übertragung durch die Rebzikade auf andere Pflanzen zu verhindern. Weinstöcke, die von dem Krankheitskomplex Esca befallen sind, müssen ebenfalls entweder gerodet werden oder es muss versucht werden, sie durch spezielle, in der Entwicklung befindliche rebchirurgische Verfahren zu heilen. In Obstanlagen ist eine vollständige Ernte wichtig. Ein Rückschnitt muss immer in das gesunde Holz erfolgen. Verletzungen müssen vermieden werden, da sie Eintrittspforten für Krankheiten darstellen. Krankes Material wird nach dem Schnitt und von der Pflanze entfernt und gegebenenfalls verbrannt. Pflanzen, die von Quarantänekrankheiten wie dem Feuerbrand befallen sind, müssen gerodet werden. Auch Fruchtmumien müssen entfernt und verbrannt werden, um Infektionsquellen für das nächste Jahr zu vermeiden. Darüber hinaus sollte die Entfernung von Laub durch Unterpflügen, Einarbeiten, Besprühen mit Vinasse und Ausfegen des Laubs aus den Fahrgassen gefördert werden, um Viruskrankheiten zu unterdrücken. Während zum Beispiel Pilzsporen bis zu 15 Jahre im Substrat überleben können, können Viren nur im Pflanzenmaterial bzw. im Wirt überleben. In Ackerkulturen müssen Einzelpflanzen entfernt werden, wenn sie von bodenbürtigen Pilzen wie Phytophthora oder Verticillium befallen sind. Bei Mais vermindert die Einarbeitung von Stoppeln in den Boden das Risiko der Fusarium-Stängel- und Knollenfäule in der nächstjährigen Kultur. In Gebieten mit Rhizoctonia-Befall sollte Mais in der Zuckerrübenfruchtfolge vermieden oder die Ernterückstände des Maises gut zerkleinert und eingearbeitet werden, da der Pilz organisches Material zum Überleben im Boden benötigt. Die Förderung einer guten Altstrohrotte sollte im Allgemeinen durch mehrfache flache Bodenbearbeitungsgänge angeregt werden.

Darüber hinaus sollte besonders auf die Sauberkeit der Geräte geachtet werden. Besteht die Gefahr einer Krankheitsausbreitung, müssen die Geräte oder der Traktor am Waschplatz gereinigt werden (Kärchern, Heißwasserbehandlung). Im Gartenbau müssen z. B. Tomaten- und Paprikakulturen gerodet und verbrannt werden, wenn die meldepflichtige Bakterienwelke Clavibacter auftritt. Im Allgemeinen müssen die Ernterückstände entfernt oder tief in den Boden eingearbeitet werden.