4.2 Monitoring und Prognosemodelle für Krankheiten

Monitoring von Krankheiten


Unter Monitoring versteht man die Überwachung von Prozessen in landwirtschaftlichen Kulturen, um Daten und Erkenntnisse über Krankheiten zu gewinnen. Krankheiten werden visuell anhand offensichtlicher Symptome sowie anhand der Befallshäufigkeit (Prozentsatz der befallenen Pflanzen) und des Befallsgrades (Prozentsatz des befallenen Pflanzengewebes) beurteilt. Auch das Verteilungsmuster im Feldbestand ist wichtig. Es besteht auch die Möglichkeit einer Befallserhebung zur Früherkennung von Krankheiten ohne sichtbare Symptome. Dabei werden Stichproben im Labor mithilfe von PCR-Tests auf das genetische Material des Erregers untersucht.

Die Überwachung wird persönlich durchgeführt. Dabei spielen die langjährige Erfahrung im Betrieb und der richtige Zeitpunkt der Kontrolle eine wesentliche Rolle. In krankheitsanfälligen Perioden oder bei krankheitsbegünstigender Witterung ist es sogar ratsam, die Kontrollen mehrmals täglich durchzuführen. Alternativ helfen landwirtschaftliche Berater bei der Kontrolle der Kulturen.

Darüber hinaus dokumentieren öffentliche Warndienste das erstmalige Auftreten, die Befallsintensität und die Schadensschwellen für die Hauptanbaugebiete einer Pflanzensorte in einem Land oder einer Region. Zusätzliche Informationen über das Auftreten von Krankheiten können bei den amtlichen Beratungsdiensten eingeholt werden.

Die Warndienste stützen sich auf Vorhersagemodelle. Sie sind an die jeweiligen Klimazonen angepasst und seit vielen Jahren etabliert. Ihre Werte beruhen auf dem Zusammenspiel von Wetterdaten, Wachstumsstadien, Befallsdruck in der Region oder Vorjahresbefall und Sortenanfälligkeit. Über das ganze Land verteilte Wetterstationen messen Niederschlag, Luftfeuchtigkeit, Luftdruck, Sonnenstunden und Wind. Auf Basis dieser Wetterdaten werden vom Pflanzenschutzwarndienst ständig aktualisierte und leicht verständliche Modelle für den Wein-, Obst-, Acker- und Gartenbau erstellt und in Grafiken aufbereitet.

Zum Beispiel:

Im Weinbau wird der Peronospora- und Oidium-Druck aus den Parametern Feuchtigkeit und Luftdruck berechnet.

Im Obstbau gibt es sehr gute Prognosemodelle für die bakterielle Krankheit Feuerbrand (Erwinia amylovora; Niederschlag, Blütenstadium) und die Pilzkrankheit Schorf (Venturia inaequalis; alle klimatischen Parameter, Vorjahresbefall, Sorte). Für viele andere Krankheiten lässt sich das Risiko gut abschätzen: Die Pilzliche Kräuselkrankheit (Taphrina deformans) hat ihr Keimungsfenster im Knospenstadium und muss zu diesem Zeitpunkt bekämpft werden. Bakteriosen wie Pseudomonas treten nach dem Frost (Mikrorisse) oder nach dem Blattfall (Wunden) auf.

Für Ackerkulturen gibt es Vorhersagemodelle, insbesondere für Getreidekrankheiten wie Rostpilze, Mehltau, Septoria und andere. Die Überwachung vor der Ernte und Frühwarnsysteme für Mykotoxine in Getreide und Mais ermöglichen die Sicherung der Erntequalität durch rechtzeitigen Fungizideinsatz. Für Mehltaukrankheiten, außer jene, die in Getreide vorkommen, gibt es gute empirische Daten über die Temperatur-Feuchtigkeits-Kombination. Für Kartoffeln können Empfehlungen für die optimale Bekämpfung der Kraut- und Knollenfäule (Phytophthora) berechnet werden.

Darüber hinaus wurden für bestimmte Krankheiten Computerprogramme für Landwirte entwickelt, die anhand von Wetterdaten Szenarien für die Befallsentwicklung aufzeigen. Auch kultur- und länderspezifische Fachliteratur ist verfügbar.