4.1 Vorbeugende Methoden für den Pflanzenschutz gegen Krankheiten im ökologischen Landbau
Einleitung
Pflanzenkrankheiten können entweder abiotische oder biotische Ursachen haben. Während abiotische Krankheiten durch Umwelteinflüsse wie Temperaturextreme, zu viel oder zu wenig Wasser oder zu wenig oder zu viele Nährstoffe verursacht werden, liegt die Ursache für biotische Krankheiten, die in diesem Modul behandelt werden, in Krankheitserregern (griechisch pathos = Leiden, Krankheit). Diese Krankheitserreger werden in die Gruppen der Pseudopilze und Pilze, der Bakterien einschließlich der Phytoplasmen (zellwandlose Bakterien) und der Viren unterteilt.
Krankheiten, die durch Pilze (griech. myces = Pilz) und Pseudopilze verursacht werden, nennt man Mykosen und Pseudomycosen. Sie werden mit Fungiziden (lat. fungus = Pilz) bekämpft. Durch Bakterien oder Phytoplasmen verursachte Krankheiten nennt man Bakteriosen oder Phytoplasmosen. Sie werden mit Bakteriziden bekämpft. Durch Viren verursachte Krankheiten nennt man Virosen. Sie werden mit Viriziden bekämpft oder ihre Vektoren (Insekten, Milben, Nematoden, Pilze) werden mit geeigneten Produkten bekämpft.
Grundsätzlich stehen vorbeugende Maßnahmen zur Krankheitsvermeidung, wie die richtige Standort- und Sortenwahl und Fruchtfolge, an erster Stelle. Dadurch kann der Befall mit Krankheitserregern verzögert oder reduziert und im Idealfall verhindert werden. Darüber hinaus kann die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen mit Pflanzenstärkungsmitteln unterstützt werden, indem ihre Abwehrkräfte gestärkt werden.
Bei Krankheitsverdacht, zum Beispiel in Befallsgebieten oder bei krankheitsfördernden Witterungsbedingungen, sind Früherkennung, Überwachung und Identifizierung des Erregers Voraussetzung für eine gezielte Bekämpfung.
Um den Bekämpfungserfolg zu gewährleisten, muss das richtige Produkt oder die richtige Produktmischung zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt werden.
Darüber hinaus sind in der Landwirtschaft Hygienemaßnahmen und ein vorausschauendes Gesundheitsmanagement für die Folgejahre oder die nächste Ernte unerlässlich.
Lebensweise von phytopathogenen Pilzen, Bakterien und Viren
Bei Pilzen können keimende Sporen und Myzelien (Pilzgeflechte) sowohl lebende als auch tote Wirtszellen besiedeln und sich von ihnen ernähren. Dabei dringt der Pilz entweder direkt in Epidermiszellen ein oder nutzt den Infektionsweg über natürliche Pflanzenöffnungen wie Spaltöffnungen (Atmungslöcher), Lentizellen (Korkwarzen), Hydratoden (wasserspeichernde Drüsen) und Wunden. Fruchtkörper mit Sporen, die sich auf der Pflanzenoberfläche bilden, werden in der Regel durch Wind oder Regen verbreitet.
Die Bakterien gelangen durch Verletzungen und Wunden in die Pflanzen. Dazu gehören auch Bisse oder Stiche von Vektoren. Bakterien vermehren sich und verbreiten sich passiv in der Pflanze im Wirtsgewebe oder mit dem Saftstrom.
Viren werden mechanisch durch Pfropfen, Verletzungen und Vektoren (Insekten, Milben, Nematoden, Pilze) übertragen. Sie dringen bei Kontakt mit der Zellwand in die Zelle ein und vermehren sich dort. Die Ausbreitung innerhalb der Pflanze erfolgt mit dem Saftstrom in Richtung der Wachstumszonen (Triebspitze, Wurzel), wo die Aufnahme durch Vektoren erfolgt.