4.1 Vorbeugende Methoden für den Pflanzenschutz gegen Krankheiten im ökologischen Landbau

Sortenwahl


Grundsätzlich ist die Wahl der Sorte immer von den Sortenanforderungen abhängig. Äußerst wichtig im Hinblick auf die Krankheitsresistenz einer Sorte ist die Widerstandsfähigkeit einer Pflanze gegenüber biotischen und abiotischen Faktoren (z. B.: verminderter Stress durch Trockenheit, Frost, Hitze und UV-Strahlung), um die Anfälligkeit gegenüber Krankheitserregern möglichst gering zu halten. Von allen kultivierten Arten gibt es mehr oder weniger krankheitsresistente Sorten. Im ökologischen Landbau werden weniger krankheitsanfällige, traditionelle (möglichst einheimische) Sorten bevorzugt. In manchen Fällen sind jedoch Geschmack und Ertrag der Sorte wichtiger als vorhandene Resistenzen. Ein gewisses Maß an Ertragseinbußen, u. a. durch Krankheiten, wird in Kauf genommen.

Die Robustheit der Pflanze definiert sich - neben der Widerstandsfähigkeit gegenüber abiotischen Faktoren - durch ihre Fähigkeit, Krankheiten abzuwehren. Dabei spielen die Dicke der Epidermis und die darüber liegende Wachsschicht (Cuticula) sowie verfestigende Einlagerungen (Kieselsäure) in den Zellwänden eine entscheidende Rolle. Dickhäutige Sorten sind gegenüber dünnhäutigen im Vorteil.

Während die Resistenz gegen den Echten Mehltau für alle Kulturen, insbesondere im ökologischen Landbau, eine Priorität darstellt, wird Pilzkrankheiten wie Oidium (Erysiphe necator) und Peronospora (Plasmopara viticola) im Weinbau zusätzliche Aufmerksamkeit gewidmet. Im ökologischen Obst- und Weinbau werden immer mehr Flächen mit neuen pilzresistenten (PIWI) Sorten bepflanzt. Im Obstbau es resistente Sorten gegen Schorf (Venturia sp.), Marssonina-Blattfleckenkrankheit, Feuerbrand (Apfel), Kräuselkrankheit (Pfirsich), Scharka-Virus (Plum-pox virus), Krebs und Lagerfäule (Gloeosporium) und allgemein krankheitsresistente Himbeersorten verfügbar.

Bei Ackerkulturen liegt der Schwerpunkt der Resistenzzüchtung auf Blattkrankheiten und Fusarium-Kopffäule bei Getreide, Kraut- und Knollenfäule bei Kartoffeln, Blattkrankheiten und Maisbeulenbrand (Ustilago maydis) bei Mais sowie Sclerotina, Phomopsis und Grauschimmelfäule bei Sonnenblumen (Botrytis cinerea). Für Zuckerrüben sind Rhizoctonia-resistente Sorten und Cercospora-Blattfäule-anfällige und -tolerante Sorten verfügbar.

Im Gartenbau wurden gegen Kraut- und Knollenfäule resistente Sorten bei Tomaten und gegen Gurkenmosaik resistente Sorten bei Gurken gezüchtet.

Außerdem kann der Krankheitsdruck durch bestimmte Krankheitserreger durch Sorten mit geeigneten Pflanz- und Ernteterminen umgangen werden. So sind beispielsweise frühe Weinsorten etwas weniger anfällig für einen späten Botrytis-Befall. Die Wahrscheinlichkeit von Niederschlägen und die Gefahr von Schäden sind hier geringer, da die Trauben bereits im Sommer geerntet werden.