2.3 Förderung der Artenvielfalt

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Kurs: Schulungshandbuch für Pflanzenschutz im ökologischen Landbau
Buch: 2.3 Förderung der Artenvielfalt
Gedruckt von: Guest user
Datum: Montag, 23. Dezember 2024, 09:18

Beschreibung


Erasmus+ ipcenter.at Biohelp University of Zagreb Mate BC-Naklo


Förderung der Artenvielfalt


Lernziele:


  • Definieren, welche Bestandteile die biologische Vielfalt umfasst.
  • Erläutern der Vorteile der Erhöhung der biologischen Vielfalt.
  • Beschreiben der Strategien zur Erhöhung der biologischen Vielfalt im ökologischen Landbau.

Die Rolle der biologischen Artenvielfalt


Die biologische Vielfalt spielt eine entscheidende Rolle für die Lebensmittelsicherheit, die Ernährung und den Lebensunterhalt sowie für die Bereitstellung von Ökosystemleistungen. Die biologische Vielfalt umfasst alle Arten von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen sowie die Ökosysteme und ökologischen Prozesse, von denen sie ein Teil sind. Im allgemeinen Sprachgebrauch kann die biologische Vielfalt als Artenreichtum (Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen) in einem bestimmten Lebensraum definiert werden. Sie kann an Land, im Süßwasser oder im Meer, als Parasiten oder in Symbiose auftreten. Die biologische Vielfalt umfasst die Vielfalt des Lebens auf allen Ebenen: Artenvielfalt, genetische Vielfalt sowie die Vielfalt der Lebensräume und Ökosysteme. Eine reiche biologische Vielfalt ist wesentlich für die Erhaltung natürlicher Prozesse, die zur Lebensfähigkeit des Menschen beitragen, wie die natürliche Schädlingsregulierung, die Bestäubung der Fruchtbiomasse durch Insekten und die Zersetzung organischer Stoffe. Die Agrarpolitik fördert zunehmend ökologisch orientierte Anbaumethoden, die die biologische Vielfalt erhalten und die natürlichen Ressourcen schonen. In historischer Zeit hat sich durch die Landwirtschaft aus einer einst undifferenzierten, von Wäldern dominierten Landschaft eine vielfältigere Landschaft entwickelt. Auch heute sind regional angepasste und extensive Bewirtschaftungsformen eine wesentliche Voraussetzung für eine vielfältige, artenreiche Landschaft.

Ein wichtiger Grundsatz der nachhaltigen Landwirtschaft ist die Nachahmung der Vielfalt, die in natürlichen Ökosystemen häufig vorkommt, auf landwirtschaftlichen Flächen jedoch verloren gehen kann. Biodiversität bezieht sich auf die Vielfalt der Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen über und unter dem Boden, die in einem Ökosystem zusammenwirken. Pflanzen und Tiere sind durchwegs in vielfältige Landschaften integriert. Infolgedessen sind diese Systeme in der Regel stabiler, widerstehen Störungen und erholen sich besser als weniger vielfältige Systeme. Ökologische Anbausysteme fördern ein vielfältiges, ausgewogenes Ökosystem, um den Boden anzureichern und Unkraut-, Insekten- und Krankheitsprobleme zu vermeiden. Kulturpflanzenvielfalt, Fruchtfolgen, Zwischenfruchtanbau, Deckfrüchte, konservierende Bodenbearbeitung und die Einarbeitung organischer Stoffe sind wichtige Bestandteile der biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft. Vorteile der Förderung der Biodiversität:

• Verbessert die Bodenqualität
Vielfältige Fruchtfolgen verbessern die Böden, erhöhen die Artenvielfalt in den Betrieben und steigern die Ernteerträge. Qualitativ hochwertige Böden fördern dichte Populationen von Mikroorganismen, verbessern die natürliche biologische Kontrolle von Krankheitserregern, verlangsamen den Nährstoffumsatz, fördern Gemeinschaften nützlicher Insekten und verbessern die Bodenbelüftung und -drainage. Fruchtfolgen, die Bewirtschaftung von Ernterückständen, konservierende Bodenbearbeitung, die Einarbeitung von Tierdung und der Einsatz von stickstoffbindenden Pflanzen können die Gesundheit und Produktivität des Bodens verbessern.
• Verbessert die Bekämpfung von Insekten, Unkraut und Krankheiten
Vielfältige Anpflanzungen führen häufig zu einem Rückgang der Schädlingspopulationen. Spezialisierte Pflanzenfresser finden und halten sich eher in reinen Pflanzenbeständen auf, in denen die Nahrungsquellen konzentriert sind. Felder mit einer Vielzahl von Pflanzen sind oft reich an ober- und unterirdischen Nützlingen, die Schädlinge auf natürliche Weise bekämpfen, das Wachstum von Krankheitsorganismen hemmen, die natürlichen Abwehrkräfte der Pflanzen stärken und bestimmte Unkräuter unterdrücken. Die Vielfalt der Kulturen, Fruchtfolgen, verstreut liegende Felder, angrenzende nicht bewirtschaftete Flächen und mehrjährige Kulturen sind Methoden, mit denen sich der Schädlingsdruck verringern lässt.
• Fördert Nützlinge
Der Anbau von Pflanzen, die natürliche Gegenspieler unterstützen oder den Insektenbefall direkt verhindern, trägt zur Stabilisierung von Schädlingsgemeinschaften bei. Räumlich und zeitlich unterschiedliche Anpflanzungen stellen sicher, dass die Populationen natürlicher Gegenspieler kontinuierlich mit Ressourcen versorgt werden. Nützliche Insekten, Milben und Nematoden können auch durch die Einbeziehung von angrenzenden, nicht bewirtschafteten Flächen und Wildpflanzen Nahrung und Lebensraum finden. Darüber hinaus kann die Verwendung von Bodendeckern und oberflächlichen Rückständen die Häufigkeit und Effizienz von Räubern und Parasitoiden erhöhen.
• Streut das wirtschaftliche Risiko
Eine größere Betriebsvielfalt bietet die Möglichkeit, die Gewinne zu steigern und gleichzeitig die Produktionskosten zu senken. Das Hinzufügen neuer Kulturen, die zu Klima, Geografie und Bewirtschaftungsanforderungen passen, kann die Gewinne steigern, indem es die Möglichkeit bietet, Nischenmärkte zu nutzen, die Vermarktungsmöglichkeiten zu erweitern und Schwankungen der Rohstoffpreise auszugleichen.

Strategien zur Erhöhung der biologischen Vielfalt


Gesunde Pflanzen sind weniger anfällig für den Befall durch Schädlinge und Krankheiten. Ein wichtiges Ziel für den ökologischen Landbau ist es daher, Bedingungen zu schaffen, die eine Pflanze gesund erhalten. Die Interaktion zwischen lebenden Organismen und ihrer Umwelt ist entscheidend für die Gesundheit einer Pflanze. Die Gesundheit der Pflanzen ist in Monokulturen stärker gefährdet, und die Diversifizierung im Betrieb sorgt für eine ausgewogene Interaktion zwischen verschiedenen Pflanzen, Schädlingen und Räubern. Deshalb kann ein gut verwaltetes Ökosystem ein erfolgreicher Weg sein, um die Schädlings- oder Krankheitspopulation zu reduzieren. Bestimmte Pflanzensorten verfügen aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit an die Umwelt über wirksamere Mechanismen als andere und haben daher ein geringeres Infektionsrisiko.

Der Gesundheitszustand einer Pflanze hängt in hohem Maße von der Fruchtbarkeit des Bodens ab. Wenn Nährstoffgehalt und pH-Wert ausgewogen sind, wird die Pflanze widerstandsfähiger und ist daher weniger anfällig für Infektionen. Klimatische Bedingungen wie geeignete Temperaturen und ausreichende Wasserversorgung sind weitere Faktoren, die für eine gesunde Pflanze entscheidend sind. Ist eine dieser Bedingungen ungeeignet, kann die Pflanze in Stress geraten. Stress schwächt die Abwehrmechanismen der Pflanzen und macht sie zu einem leichten Ziel für Schädlinge und Krankheiten. Einer der wichtigsten Punkte für einen Ökobauern ist es daher, vielfältige und gesunde Pflanzen anzubauen. So lassen sich viele Probleme mit Schädlingen und Krankheiten vermeiden. Strategien zur Erhöhung der Artenvielfalt im ökologischen Landbau sind in Abbildung 2.2 dargestellt.


Abbildung 2.2 Strategien zur Erhöhung der Biodiversität im ökologischen Landbau

Wie kann die biologische Vielfalt in landwirtschaftlichen Betrieben erhöht werden?

  • Sicherstellung der Vielfalt der Pflanzenarten

Eine Erhöhung der biologischen Vielfalt innerhalb des Feldes kann durch den Anbau von Pflanzenmischungen und mehreren Pflanzensorten erreicht werden. Auch die Anlage vielfältiger Bepflanzungen an Feldrändern sollte in Betracht gezogen werden. Die Anpflanzung von Blühstreifen, die Einbindung von Stauden, das Anlegen von Hecken (eine Reihe von Bäumen oder Sträuchern, die Felder voneinander trennen) und das Belassen von nicht bewirtschafteten Flächen sind Methoden zur Erhöhung der Vielfalt auf nicht bewirtschafteten Flächen.

  • Förderung von Bestäubern und natürlichen Gegenspielern

Um die Vielfalt der einheimischen Bestäuber zu erhöhen, sollten Sie Nistblöcke anbieten und den Zugang zu Bodenbereichen, wie z. B. offenem Boden, für Nistplätze ermöglichen. Eine Wasserquelle ist ebenfalls wichtig. Zweige von Bäumen und Sträuchern, z. B. in Hecken, bieten ebenfalls Nistplätze für Bestäuber. Der Ökolandwirt sollte versuchen, die natürlichen Gegenspieler, die bereits im Umfeld der Kulturen vorhanden sind, zu erhalten und ihre Wirkung zu verstärken. Dies kann mit den folgenden Methoden erreicht werden:

  1. Minimierung des Einsatzes natürlicher Pestizide (chemische Pestizide sind im ökologischen Landbau ohnehin nicht erlaubt);

  2. Zulassen, dass einige Schädlinge auf dem Feld leben, die als Nahrung oder Wirt für natürliche Gegenspieler dienen;

  3. Einführung eines vielfältigen Anbausystems (z. B. Mischkulturen);

  4. Einbeziehung von Wirtspflanzen, die natürlichen Gegenspielern als Nahrung oder Unterschlupf dienen (z. B. Blumen, von denen sich erwachsene Nützlinge ernähren).

Es gibt viele Möglichkeiten, die Pflanzenvielfalt innerhalb und entlang der Grenzen von Feldern zu verbessern:

Hecken - Verwenden Sie einheimische Sträucher, von denen bekannt ist, dass sie Schädlingsräuber und Parasitoide anziehen, indem sie Nektar, Pollen, alternative Wirte und/oder Beutetiere anbieten. Die meisten blühenden Straucharten haben diese Eigenschaft. Es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass keine Pflanzenarten verwendet werden, die bekanntermaßen alternative Wirte für Schädlinge oder Krankheiten sind.

Käferbänke - Grasstreifen in der Nähe von Feldern beherbergen verschiedene Gruppen natürlicher Schädlingsfeinde wie Laufkäfer, Kurzflügler und Spinnen. Um das Risiko von Unkräutern und Pflanzen, die als Wirtspflanzen von Pflanzenschädlingen und -krankheiten bekannt sind, zu verringern, können ein bis drei einheimische Grasarten in Streifen von 1 bis 3 m gesät werden.

Blühstreifen - Verwenden Sie einheimische Blütenpflanzenarten, von denen bekannt ist, dass sie Räuber und Parasitoide anlocken, indem sie Nektar, Pollen, alternative Wirte und/oder Beutetiere bieten. Die meisten blühenden Pflanzenarten haben diese Eigenschaft. Es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass keine alternativen Wirte für Schädlinge oder Krankheiten verwendet werden. Drei bis fünf einheimische Blütenpflanzenarten können in gut vorbereiteten Saatbeeten ausgesät werden, die in Streifen von 1 bis 3 m am Rand des Erntefeldes angeordnet sind. Nach der Blüte können die Samen gesammelt werden, um den Streifen zu erneuern oder neue Streifen anzulegen.

Begleitpflanzen - Natürliche Gegenspieler können auch durch Begleitpflanzen innerhalb einer Kultur angelockt werden. Diese Begleitpflanzen können die gleichen sein wie die in den Blühstreifen verwendeten. Einige wenige (1 oder 2 pro 10 m2) blühende Begleitpflanzen in einer Kultur dienen als „Servicestation“ für natürliche Gegenspieler.

  • Fruchtwechsel

Unter Fruchtwechsel versteht man die Abfolge der auf einem bestimmten Feld angebauten Kulturen und Deckfrüchte. Die Fruchtfolge sollte mehrere Pflanzenfamilien umfassen, den kurz- und langfristigen Fruchtbarkeitsbedarf der Pflanzen decken, den Unkrautdruck verringern, die Unkraut- und Krankheitszyklen unterbrechen und die Pflanzenproduktion optimieren.

  • Zwischenfruchtanbau

Zwei oder mehr Kulturen, die in unmittelbarer Nähe zueinander angebaut werden, können zu positiven Wechselwirkungen führen. Der Zwischenfruchtanbau kann durch den Anbau von Kulturen in abwechselnden Reihen (Reihenzwischenfruchtanbau), den Anbau von Kulturen in größeren abwechselnden Streifen (Streifenzwischenfruchtanbau), den gemeinsamen Anbau von Kulturen ohne eindeutige Reihenanordnung (gemischter Zwischenfruchtanbau) oder durch das Einpflanzen einer zweiten Kultur in eine bestehende Kultur im Reifestadium (Staffelzwischenfruchtanbau) erfolgen. Besonderes Augenmerk sollte auf die räumliche Anordnung, die Pflanzendichte und den voraussichtlichen Reifezeitpunkt der ausgewählten Kulturen gelegt werden.

  • Deckfrüchte

Deckfrüchte werden verwendet, um den Boden in den Zeiten, in denen ein Feld nicht bewirtschaftet wird, vor Erosion zu schützen. Es sollten Pflanzen gewählt werden, die leicht zu pflanzen, zu etablieren und zu kontrollieren oder abzutöten sind. Geeignete Sorten bieten eine zuverlässige Bodenbedeckung und haben keine negativen Auswirkungen auf die nachfolgende Kultur. Es ist wichtig, die Durchwurzelungstiefe und die Eigenschaften der Pflanzen zu bewerten, z. B. die Unterdrückung von Unkraut und Krankheiten, die Stickstofffixierung und die Anziehungskraft auf Bestäuber und natürliche Gegenspieler. Auch die Pflanztermine und die klimatischen Anforderungen müssen berücksichtigt werden, da geeignete Pflanzenarten je nach geografischen und klimatischen Bedingungen variieren.

  • Konservierende Bodenbearbeitung

Bei der konservierenden Bodenbearbeitung wird der Boden nur minimal gestört, wobei mindestens 30 Prozent des Bodens von Ernterückständen bedeckt bleiben. Nach der Ernte werden die Ernterückstände belassen oder es werden Deckfrüchte angebaut, bis die nächste Kultur gepflanzt wird. Es haben sich mehrere Methoden der konservierenden Bodenbearbeitung etabliert. Bei der Direktsaat werden spezielle Geräte eingesetzt, die nur einen kleinen Bereich stören, in dem das Saat- oder Pflanzgut ausgebracht wird. Bei der Streifen- oder Zonenbearbeitung wird ein 5 bis 7 Zoll (ca. 13 – 18 cm) breites Saatbett entlang der Wurzelzone der Pflanzen angelegt, während der Rest des Feldes ungestört bleibt. Bei der Dammsaat werden permanente Bodenwälle geschaffen, auf denen die Kulturpflanzen angebaut werden.

  • Einarbeitung von organischem Material

Die Erhöhung der organischen Substanz bietet Unterschlupf für Bodenmikroben und intensiviert die biologische Aktivität des Bodens, was dazu beiträgt, das Risiko von Krankheiten zu verringern. Durch den Abbau organischer Stoffe durch Bodenmikroben werden dem Boden Nährstoffe wieder zugeführt, die ihm bei der Pflanzenproduktion entzogen wurden. Tierische Dünger, Deckfrüchte, Ernterückstände und organische Zusatzstoffe können in den Boden eingearbeitet werden, um den Gehalt an organischer Substanz mit der Zeit zu erhöhen.