4.1 Vorbeugende Methoden für den Pflanzenschutz gegen Krankheiten im ökologischen Landbau
Standortwahl
Um die Eindämmung von Pilzkrankheiten zu gewährleisten, ist die Wahl des Mikroklimas, des Standortes und des Bodens entscheidend. Eine schnelle Trocknung sorgt dafür, dass der Infektionsdruck durch Pilzkrankheiten auf ein Minimum reduziert wird. Windoffene Standorte sind daher eine Voraussetzung für eine gute Luftzirkulation. Unterstützt wird dies durch eine Ausrichtung der Hanglagen (Weinberge) nach Osten und eine Optimierung der Bepflanzung und der Belaubungsdichte der Kulturen.
Die Entstehung von Eintrittspforten für Pilzkrankheiten (Weinbau: Oidium (Erysiphe necator), Peronospora (Plasmopara viticola) durch Frostrisse ist ein besonderes Thema. Vor allem durch den Klimawandel der letzten Jahre werden Froststandorte zum Hauptproblem im Obst- und Weinbau. Flache Lagen und Senken sollten wegen der Bildung von Kälteseen vermieden werden. Hanglagen sind weniger frostempfindlich, da die Kälte abfließen kann. Aber auch schattige Lagen und nach Norden ausgerichtete Hänge gewinnen an Bedeutung. Sie haben bei Spätfrösten einen Vorteil durch einen späteren Austrieb. Frostschäden können zudem durch den Einsatz von Ölprodukten für einen verzögerten Austrieb minimiert werden.
Eine große Zahl von Krankheitserregern im Boden bleibt in Form von Dauersporen oder ähnlichen Gebilden wie Sklerotien und Mikrosklerotien viele Jahre lang erhalten (oft wesentlich länger, als Rückstände von Pflanzengewebe im Boden vorhanden sind). Dennoch ist ein strenges Einhalten der Fruchtfolge Voraussetzung für die Krankheitsvorbeugung. Bei der Kultur von vorwiegend nicht anfälligen Arten oder Sorten, können Krankheiten mit einem eingeschränkten Wirtsspektrum „ausgehungert“ werden. Manche Arten können nur so lange überleben, solange zumindest Teile ihrer Wirtspflanze in der Kultur vorhanden sind. Dies sind in der Regel 1 bis 2 Jahre.
Spezielles Augenmerk liegt jedoch auf nicht wirtsspezifische Krankheitserreger und auf Krankheitsarten, die lange Zeit im Boden verbleiben. Bei hartnäckigen Krankheiten, wie Phytophthora cactorum bei Himbeeren und Brombeeren, sind Anbaupausen von bis zu 20 Jahren erforderlich. In diesem Extremfall empfiehlt es sich, von der Boden- auf die Substratkultur umzusteigen, wo infizierte Pflanzen leicht aus der Kultur entfernt werden können. Bei Befall mit besonders ansteckenden Krankheiten, z. B. im Beerenobst (Phytophthora) und im Getreide (Weizensteinbrand,Tilletia caries), sind lange Anbaupausen von 10 Jahren die Regel. Im Ackerbau müssen insbesondere bei Kartoffeln und Leguminosen wegen bodenbürtiger Krankheiten ausreichende Anbauintervalle eingehalten werden (4 bis 5 Jahre bei Kartoffeln, 5 Jahre bei Erbsen und Linsen; 3 Jahre bei Ackerbohnen). Beim Leguminosenanbau sind außerdem ausreichende Abstände zu Futterleguminosen oder Begrünungen (Luzerne, Rotklee, Esparsette) zu beachten. Im Obstbau kommt es heutzutage zu extremen Nachsaaten aufgrund von Wachstumsdepressionen infolge von Bodenmüdigkeit. Die Ursache dafür ist nicht ausreichend geklärt. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Vielzahl von Krankheitserregern. Eine Dampfbehandlung der Anbaufläche kann hier Abhilfe schaffen!
Auch die Bodenstruktur und die Bodenart haben einen direkten Einfluss auf den Befall mit Pilzkrankheiten. Das Risiko von Pilzkrankheiten ist auf feuchten, schweren Böden besonders hoch. Anbautechniken wie das Anlegen von Dämmen oder Beeten können helfen, indem sie den Abstand zwischen den Pflanzen und dem Boden vergrößern und so die Erwärmung und Trocknung fördern. Wurzelkrankheiten wie Verticillium, Rhizoctonia und Fusarium treten häufiger in verdichteten Böden auf. Lockere Böden sind daher im Gartenbau und Ackerbau besonders wichtig. Dies kann vor allem durch Gründüngung erreicht werden. Eine aktive Auflockerung wird mit tiefwurzelnden Arten (Klee, Luzerne, Gelbsenf, Phazelia) erreicht. Im Wein- und Obstbau ist eine mehrjährige Begrünung vor dem Anbau sinnvoll. Es ist zu beachten, dass Luzerne im Obstbau wegen der Krankheitsübertragung von Verticillium und Phytophthora vermieden werden sollte.
Nicht alle Krankheiten haben die gleichen Wachstumsanforderungen. Bei Acker- und Gemüsekulturen wirkt sich Trockenheit gut auf den Pilzbefall aus, aber eine schlechte Wasserverfügbarkeit wirkt sich bei bakteriellen Krankheiten negativ auf die Kultur aus. Der Verlust von Turgor kann dazu führen, dass geschädigte Pflanzen schneller welken. Vermeiden Sie Zwischenwirte in unmittelbarer Nähe der Kultur! Waldränder und Windschutzhecken stellen ein höheres Infektionsrisiko für Krankheitserreger ohne Wirtsspezifität dar. Bei wirtsspezifischen Erregern kann der Zwischenwirt gezielt gemieden werden, z. B.: Wacholder für den Europäischen Birnengitterrost.